Fake-News-Video über Annalena Baerbock: Vermeintlicher Gigolo in Nigeria packt aus

Ein Mann berichtet in einem Video von seiner vermeintlichen Profession als "Gigolo" für weiße europäische Frauen in Machtpositionen. Beiläufig lässt er den Namen "Annalena" fallen. Gemeint ist die deutsche Außenministerin Baerbock. Mehrere Details der Veröffentlichung zeigen klar, was von ihr zu halten ist. Eine abstruse Geschichte sorgt derzeit in den sozialen Medien für Aufsehen und


Fake-News-Video über Annalena Baerbock: Vermeintlicher Gigolo in Nigeria packt aus

Ein Mann berichtet in einem Video von seiner vermeintlichen Profession als „Gigolo” für weiße europäische Frauen in Machtpositionen. Beiläufig lässt er den Namen „Annalena” fallen. Gemeint ist die deutsche Außenministerin Baerbock. Mehrere Details der Veröffentlichung zeigen klar, was von ihr zu halten ist.

Eine abstruse Geschichte sorgt derzeit in den sozialen Medien für Aufsehen und hat dem Auswärtigen Amt sogar eine Reaktion abgenötigt. Es geht um einen vermeintlichen Prostituierten, der in einem Video auf einer nigerianischen Newsseite darüber berichtet, wie er das Geschäft mit seinen Klientinnen – ihm zufolge meist nach Emotionen lechzende weiße Europäerinnen – aufziehe. Das Süffisante: Er spricht von einer besonderen Klientin, die eine mächtige Ministerin sei. Beiläufig lässt er den Namen „Annalena” fallen.

Mehrere fadenscheinige Kanäle und Portale teilen die Geschichte dann noch. So befindet sich auf der ohne Impressum betriebenen Seite „zeitgeschenen.de” ein Artikel mit dem Titel „Wo gehen deutsche Steuergelder hin? Baerbock macht Sextourismus mit einem afrikanischen Prostituierten auf Amtsreisen”. Bei t-online geht man aufgrund der Veröffentlichungs- und Verbreitungsgeschichte der Geschichte sowie beteiligter Akteure in den sozialen Medien davon aus, dass es sich offenbar um eine von pro-russischen Agenten fingierte Skandalgeschichte handelt.

Aus dem Auswärtigen Amt heißt es auf Anfrage des Mediums, die Meldung sei „falsch, frei erfunden und völlig abstrus”. Die „Bild” gibt dann noch Folgendes aus dem Auswärtigen Amt wieder: „Das Vorgehen legt nahe, dass russische Akteure Urheber oder Auftraggeber dieses Diffamierungsversuchs sind.”

Ins Rollen kam die Geschichte, als das Interview auf einem im Juni kreierten Youtube-Kanal am 29. Juli hochgeladen wurde. Nur einen Tag später wird das Video samt transkribiertem Interview auf der nigerianischen Newsseite „Daily Post” veröffentlicht. Aber markiert als „sponsored”, also bezahlter Content. Nachdem „zeitgeschenen.de”, eine laut t-online auch erst frisch aus der Traufe gehobene Website, das Thema aufgreift, teilt die Geschichte dann Chay Bowes unter Verweis auf „die deutsche Online-Publikation Zeitgeschehen” mit seinen rund 135.000 Followern. Bowes ist den Rechercheuren von t-online zufolge irischer Journalist, der seit Neustem für den russischen Staatssender RT arbeitet und regelmäßig Fake News verbreitet.

Kundinnen „bekleiden bedeutende Machtpositionen”

Der vermeintliche Gigolo, von dem nicht bekannt ist, ob er nun wirklich diesem Gewerbe nachgeht oder womöglich nur ein schlecht bezahlter Schauspieler ist, tut dann im Videointerview noch das Seinige dazu. Direkt nach der ersten Frage geht er in medias res: „Mein Name ist Kingsley und ich bin seit etwa fünf Jahren als Gigolo in diesem Geschäft tätig. Im Grunde sind meine Kundinnen weiße Frauen aus Europa. Die meisten von ihnen bekleiden bedeutende Machtpositionen.”

461348791.jpg
Politik 31.05.24

Russischer Cyberangriff vermutet Polens Geheimdienst prüft Fake News zu Mobilmachung

Er erklärt, was diese Frauen suchen würden: nämlich „Gesellschaft, eine Pause von ihren Leben im Rampenlicht und dem damit verbundenen Druck.” Und: Die Beziehung müsse mit Emotionen verbunden sein.

An die Plattitüden anknüpfend kommt „Kingsley” zum zentralen Part des Interviews: „Ich würde sagen, es gibt eine Kundin, die sich von allen anderen abhebt. Sie ist eine sehr mächtige europäische Politikerin. Wenn ich mich nicht irre, ist sie eine Ministerin aus Deutschland. Wir trafen uns in Abuja. Das erste Mal trafen wir uns etwa im Dezember 2022.”

Der vermeintliche Prostituierte schildert dann Details des Outfits seiner Kundin, dass es einen schönen Abend gegeben habe, und dass sie „die Begleitung gutaussehender schwarzer Gentlemen” schätze. „Und es ist nicht das Ende der Geschichte”, sagt er. „Annalena rief mich sechs Monate später an und fragte, ob ich sie nach Pretoria in Südafrika begleiten könnte. Aufgrund der Art ihrer Arbeit treffen wir uns nur zweimal im Jahr und verbringen kaum einen Tag miteinander. Normalerweise ist es nur eine Nacht.”

Es ist kaum verwunderlich, dass sich Baerbock tatsächlich im Dezember 2022 in Abuja und im Juni 2023 in Pretoria auf Dienstreisen befand. Da haben die Verantwortlichen hinter dem Video offenbar ihre Hausaufgaben gemacht.