Frust und Zoff nach dem krachenden Olympia-Aus: In der 4×400-Meter-Mixed-Staffel brodelt es. Grund ist der Start von Alica Schmidt, der Jean Paul Bredau offenbar nicht passt. Er wäre lieber mit seiner Freundin gelaufen. Der Leichtathletik-Verband erwägt nun Konsequenzen.
Der enttäuschende Lauf des gemischten 4×400-Meter-Quartetts war noch gar nicht lange her, die zwei Sprinterinnen und zwei Sprinter rangen noch nach Atem – da brach es aus Jean Paul Bredau auch schon heraus. Der 25-Jährige war mächtig angefressen, aber nicht, weil er selbst 1,7 Sekunden über seiner Saisonbestleistung geblieben war. Sondern: „Im Vorfeld lief nicht alles rund – dementsprechend das Ergebnis”, sagte er bei Eurosport. „Wir sind ein Team und wir haben nicht als Team gehandelt.” Die deutsche Staffel mit Bredau, Alica Schmidt, Manuel Sanders und Eileen Demes war mit 3:15,63 Sekunden deutlich als Vorletzte im Vorlauf gescheitert.
Auch in der ARD meckerte Bredau: „An der Form wird es heute nicht gelegen haben. Sondern eher daran, was vor der Staffel passiert ist. Es sind einige Entscheidungen gefallen, in die nicht alle zugewilligt haben. Vom DLV wird ganz klar gesagt: Die schnellsten Vier sollen laufen. Es wurde anders entschieden.”
Freundin darf nicht laufen
Der Grund für Bredaus Frust ist, dass seine Freundin Luna Bulmahn nicht dabei sein durfte. Sie hatte bei Instagram geschrieben, dass sie die zweitschnellste deutsche 400-Meter-Athletin auf dem Papier sei. Dass sie nicht für die Mixed-Staffel nominiert sei, sei nicht ihre Entscheidung und liege nicht in ihrer Hand. Bulmahn soll laut eigenen Angaben am Montag für die 4×400-Meter-Staffel der Frauen nach Paris kommen.
Tatsächlich rangiert Bulmahn (51,72 Sekunden) hinter Demes (51,63) in der Jahresbestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) auf Platz zwei – allerdings war diese Bestzeit ein Ausreißer, ihre zweitbeste Zeit war eine Sekunde langsamer. Schmidt ist mit 52,18 Sekunden Vierte der Rangliste. Dennoch läuft sie regelmäßig in der Staffel und trug auch zur Qualifikation für Olympia bei. „Die Entscheidung liegt bei den Trainern und die können das auch ganz gut einschätzen. Mit der Entscheidung muss man dann auch leben”, sagte Schmidt.
Gegenüber t-online bestätigte Schmidt Unstimmigkeiten innerhalb des Teams: „Es gab im Vorfeld auf jeden Fall Unstimmigkeiten. Ich muss sagen, wir sind ein Team, wir sollten zusammenhalten.” Jeder habe sich drei Jahre auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Wenn man da nicht voll hinter der Staffel steht, konstatiert Schmidt, müsse sie sagen: „Das finde ich schwierig.”
Ausschluss des Paars von Staffeln?
Der Zoff könnte Konsequenzen haben. Der DLV berät sich im Vorfeld der weiteren Staffeln bei diesen Olympischen Spielen. Wie DLV-Sportvorstand Jörg Bügner erklärte, werden bereits Gespräche geführt. „Die vier mal vier war nicht so, dass ich entzückt bin”, sagte Bügner. Laut ihm wolle der Verband die Fakten sammeln und „was die beiden sagen oder nicht sagen. Das werden wir aufarbeiten.” Der Sportvorstand kündigte an, dass der Verband die Ergebnisse zeitnah mitteilen werde. Der „Bild” zufolge denke der DLV darüber nach, sowohl Bredau als auch Bulmahn von den anstehenden Staffeln auszuschließen.
Bredau hat sich zudem als einziger deutscher Athlet für die 400 Meter im Einzel qualifizieren können. Die Vorläufe der Staffeln finden erst am kommenden Freitag statt.