Marode Infrastruktur in Deutschland schadet der Wirtschaft: Vier von fünf Firmen betroffen

Startseite Wirtschaft Marode Infrastruktur in Deutschland schadet der Wirtschaft: Vier von fünf Firmen betroffen Stand: 09.01.2025, 21:22 Uhr Von: Nicola de Paoli Kommentare Drucken Teilen Kaputte Brücken und marode Straßen: Der Investitionsstau in Deutschland belastet viele Unternehmen. Ein Beispiel aus Sachsen. Bad Schandau - Seitdem im Ort Bad Schandau in Sachsen im November 2024 eine


Marode Infrastruktur in Deutschland schadet der Wirtschaft: Vier von fünf Firmen betroffen
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Marode Infrastruktur in Deutschland schadet der Wirtschaft: Vier von fünf Firmen betroffen

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Kaputte Brücken und marode Straßen: Der Investitionsstau in Deutschland belastet viele Unternehmen. Ein Beispiel aus Sachsen.

Bad Schandau – Seitdem im Ort Bad Schandau in Sachsen im November 2024 eine marode Brücke gesperrt wurde, befindet sich die lokale Wirtschaft im Niedergang. Fast ein Drittel der örtlichen Unternehmen bangt um die wirtschaftliche Existenz, berichtet die Industrie- und Handelskammer. 61 Prozent der Firmen gaben bei einer Befragung an, dass ihre Umsätze seit der Sperrung der Brücke zurückgegangen sind. Fast jede zehnte Firma hat bereits Personal verloren.

Gesperrte Brücke kostet deutschen Unternehmen Wohlstand: Neue Brücke kommt erst 2026

Wegen der Sperrung müssen lange Wege und Umwege bis zu 50 Kilometer in Kauf genommen werden. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Der MDR berichtet, dass Experten aus dem zuständigen Ministerium nicht von einer Wiedereröffnung in diesem Jahr ausgehen. Eine Behelfsbrücke dürfte erst 2026 nutzbar sein. 

Das Beispiel aus Sachsen ist kein Einzelfall, sondern wirft vielmehr ein Schlaglicht auf die Folgen der maroden Infrastruktur in Deutschland für Firmen und Betriebe. In einer Studie stellte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft schon im Jahr 2022 fest, dass sich vier von fünf der befragten Unternehmen regelmäßig durch Infrastrukturmängel in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt sahen. Angesichts hoher Baupreise und schleppender Planungs- und Genehmigungsprozesse dürfte sich die Lage seitdem nicht verbessert, sondern eher noch verschlimmert haben.

Hohe Transportkosten für den Umweg um die gesperrte Brücke

Die gesperrte Elbbrücke in Sachsen droht zwar nicht einzustürzen, es gibt aber massive Schäden an der Bausubstanz. Noch laufen Untersuchungen zum Zustand des Betons und der Tragfähigkeit, sie sollen bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Im Fall von Bad Schandau ist die Brücke eine wichtige Verbindung zwischen der Kreisstadt Pirna und der tschechischen Stadt Děčín.

Elbbrücke in Bad Schandau gesperrt
Die Elbbrücke in Bad Schandau ist seit November 2024 wegen Einsturzgefahr gesperrt. (Archivbild) © Daniel Wagner/dpa

Außerdem ist Bad Schandau ohne die Brücke zweigeteilt. Lange Umwege sind daher nötig. Autofahrer müssen rund 20 Kilometer nach Pirna fahren, wo sich die nächste Brücke befindet. Die Fahrzeiten wirken sich nicht nur auf Mitarbeiter aus, sondern auch auf die Transportkosten. „Das macht deutlich, dass wir in einer Situation sind, die über das hinausgeht, was wir durch Hochwasser und Brandsituationen kennen“, sagte IHK-Chef Lukas Rohleder. Die Firmen hätten Liefer- und Produktionspläne angepasst und würden Fahrzeuge auf beiden Elbseiten einsetzen. 

Die Infrastrukturmaßnahmen kosten in den kommenden zehn Jahren schätzungsweise 600 Milliarden

Die Kosten für einen dauerhaften Ersatzneubau der Elbquerung in Bad Schandau dürften nach Ansicht von Experten bei 70 bis 100 Millionen Euro liegen. Hinzu kommen die Kosten für den anschließenden Brückenteil über die Bahntrasse Dresden – Prag sowie etwaige Abrisskosten.

Auch die Summen, die notwendig wären, um den Investitionsstau in Deutschland in den Griff zu bekommen, sind enorm. Laut IW müssten in den kommenden zehn Jahren schätzungsweise zusätzlich 600 Mrd. EUR von der öffentlichen Hand investiert werden, um freie Fahrt für Klimaneutralität und Wachstum zu erreichen. Davon entfallen rund 215 Mrd. EUR auf Klimaschutz, weitere 205 Mrd. EUR auf die kommunale Infrastruktur, einschließlich des Nahverkehrs, 100 Mrd. EUR auf Fernstraßen und Schienen sowie 80 Mrd. EUR auf Bildung und Wohnungsbau.

Höhere Verteidigungsausgaben oder Folgen des demographischen Wandels für die Gesundheitsinfrastruktur sind dabei noch nicht berücksichtigt. Rund 16 Prozent der Fahrbahnen und Straßen in Deutschland gelten derzeit als sanierungsbedürftig. Dutzende Autobahnbrücken sind in einem bedenklichen Zustand.

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